24. April 2002

TIBET INFORMATION NETWORK

City Cloisters, 188-196 Old Street, London EC1V9FR,
ph: +44(0)207 814 9011, fax +44(0)207 814 9015, e-mail: tin@tibetinfo.net, www. tibetinfo.net

Bombenattentat in Chengdu

Eine Bombe explodierte am 3. April in Chengdu, der Hauptstadt der Provinz Sichuan, und verletzte mindestens eine Person, wie aus China berichtet wird. Die Bombe, die TIN als ein "einfacher Sprengkörper mit einer Zündschnur" beschrieben wurde, war auf dem Hauptplatz der Stadt (Tianfu Square), der von einer großen Statue von Mao Zedong dominiert wird, gelegt worden. Ein Bericht von Xinhua in Englisch bestätigte heute, daß es auf die Explosion hin einige Festnahmen gab. Nichts wurde jedoch darüber bekannt, wer die Bombe gelegt hat, oder ob die Motive der Täter politischer Natur waren. Es gab verschiedene Gerüchte in Chengdu, die das Bombenattentat mit Tibetern in Zusammenhang bringen, während andere Gerüchte u.a. frustrierte chinesische Arbeiter und Falun Gong Anhänger für die Tat verantwortlich machen. Chengdu liegt östlich der von den Tibetern traditionell als Kham und Amdo bezeichneten Regionen, die jetzt als Tibetische Autonome Präfekturen Kardze (Kanzi) (chin. Ganzi) Ngaba (chin Aba) und Dechen in die chinesischen Provinzen Sichuan Yünnan und Gansu eingegliedert sind.

Xinhua zufolge habe die Bombe, die am 3. April um 12 Uhr Ortszeit hochging, "viele Verletzungen" verursacht. Ein TIN zugegangener Bericht lautet hingegen, bei der Explosion sei gerade ein Passant leicht verletzt worden. Xinhua berichtet weiter, ein College-Student namens Zhang habe für die von ihm gelieferten Informationen 20.000 Yuan (US$2.416) als Belohnung bekommen, auf Grund deren die Schuldigen festgenommen werden konnten. Die von Xinhua genannte Höhe der Belohnung ist ein Hinweis auf die große politische Bedeutung, die solchen Vorfällen beigemessen wird. So heißt es etwa in der Nachricht: "Der Polizeichef von Chengdu, Li Jian, lobte Zhang wegen seiner hohen moralischen Grundsätze und seines festen Willens und rief alle Bürger auf, ihm nachzueifern und der Polizei bei der Gewährleistung von Frieden von Sicherheit zu helfen" (Xinhua, 24. April).

TIN liegen Berichte über mindestens zwei weitere Bombenexplosionen in Sichuan in den vergangenen Jahren vor, darunter eine vor dem Tor eines lokalen Regierungsamtes in Dartsedo (chin. Kangding) in der TAP Kardze am 2. August 2001. Die Behörden reagierten auf dieses Attentat, indem sie die Sicherheitsmaßnahmen verschärften, spezielle Polizeikontrollen an den in die Stadt führenden Straßen einrichteten und den Touristen den e-mail Dienst in den Internet Cafés sperrten, wohl um zu verhindern, daß sich die Nachricht über den Vorfall verbreitet. Ein Attentat auf eine kleine Krankenstation im Distrikt Kardze im Oktober 1999 führte zur Festnahme des respektierten religiösen Lehrers Sonam Phuntsog und zu einer Demonstration von Tibetern seinetwegen in der Kreisstadt Kardze (siehe: www.tibetinfo.net/news-updates/nu171199.htm). In Gesprächen mit westlichen Regierungen bezichtigten chinesische Regierungsvertreter offensichtlich den Dalai Lama für die Bombenattentate in Sichuan und andere in der Autonomen Region Tibet, wobei ein hochrangiges Mitglied der chinesischen Delegation den Dalai Lama gar mit den Taliban verglichen haben soll.

Im Verlauf der letzten 7 Jahre gingen in Lhasa, der Hauptstadt Tibets, mindestens acht Bomben hoch. Im Mai 1996 behaupteten die Behörden, die "Dalai Clique" im Exil sei für die zwei Explosionen in jenem Jahr (eine davon vor dem Hauptquartier der CCP) und ganz allgemein für die Untergrabung der Sicherheit in der TAR sei verantwortlich.

nach oben